28
Mai
2005

ein städtisches freibad

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die welt ist wie ein städtisches freibad
nach außen umfasst von klaren, weißen
mauern, von grenzen, nach außen
geordnet, im inneren chaotisches treiben
unstrukturiertes, vielfarbige vielfalt
badehauben, schwimmflügel, bierbäuche
grashalme auf der wiese, ameisen, wespen
haare im becken, auf menschenleibern, die
moleküle, atome der luft, des wassers
tausender liter sonnenmilch, die bücher
die kreuzworträtsel, die kühlboxen und
handtücher, die eistüten und gedanken
der kinder, der männer und frauen, das
alter, die erlebnisse und schicksale in sich
geordnet, nach außen chaotisch wie das
meer, der sand, die wolken, die welt wie
ein städtisches freibad komplex und klar
zugleich, widersprüchlich doch vertraut

27
Mai
2005

an lebewesen erinnern

img_7666

asphalt, staubig schwermetallen, luft
denkende noch lebende wesen, fühlende
auf der autobahn, der verkehr anderswo
für einen tag bis wieder alle proteste
verhallt, bis wieder die scheinnormalität
eingekehrt, bis wieder alles vergessen
und die befürchtungen, die voraussagen
die prognosen nicht erfüllt, doch weit
übertroffen, bis das schlimmste eintritt
die todesraten steigen, alles lebendige
mutiert, vernichtet, aufgelöst in
geldscheinen, endlich alles leben dem
handel, der wirtschaft, der industrie
geopfert wurde und nichts mehr an
lebewesen erinnern wird, niemehr

26
Mai
2005

stunden im gehen

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manchmal zwischen uns reißende bäche
abgründe, schluchten in einer landschaft
die wir durchschreiten, durchwandern
schritt vor schritt, die gedanken ruhen
treiben, fließen lassen, uns annähern
uns wieder haben, einander einen tag
der vieles gutes, der vieles kittet, der
vieles zusammenfügt, was auseinander
an jadegrünen, an sprudelnd wassern
im kalten waten, im warmen sonnen
die millionen jahre der vergangenheit
vor augen, in händen, sechs stunden im
gehen, die stunden im sich finden, und
berge sind talpassagen, erschöpfendes
erschreiten der wälder, der damaligen
meere, der heutigen felsigen engpässe
die am talausgang verschwunden und
nur mehr leichte, zarte hügellandschaft

25
Mai
2005

liebenswerte bestie

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schizophrene scheinbar, gespalten in liebe
und kampf, der ablauf eines tages vollkommen
geprägt von zwei seiten einer medaille, in
abwechselnder folge, in liebevollster gurrender
schmeichelnder, schnurrender, schleckender
art jene feinfühlige pelzgestalt, die genussvoll
jeden augenblick nähe sucht und doch auch
ein raubtier, ein bissiges monster, eine räuberin
auf der lauer, in warteposition, im anschleichen
im ansturm auf das opfer, mit gezückten krallen
mit pechschwarzen knopfaugen die jagdinstinkte
schizophren nur scheinbar, wie alle katzen sich
im taumel zwischen liebe und kampf, aber noch
ein kind, das noch keine acht monate, erst in der
pubertät vielleicht, aber erwachsen noch lange
nicht, doch immer schon eine liebenswerte bestie
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2005 STUNDEN IM NETZ

das lyrische weblog von thomas schafferer

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