kennst du das, wenn du raus musst
wenn du nicht raus willst, wenn du
schwer angeschlagen am rücken
liegst, gezeichnet vom vergangenen
abend, nicht von den gesprächen und
momenten die angenehmster natur
die dich faszinierten, deine interessen
bewegten, die nachtstunden dann
doch verstreichen ließen, dich nicht
nur betrunken von neuen ideen in
das reich des schlafmangels schickten
dich morgens weckten, verkatert
schwindelnd, taumelnd, fähig zu nichts
elend wie eine nasse memphis, wie
ein geschlagener hund, nur kaffee und
wasser einverleibend, bis alles besser
wird in deinem körper, kennst du das

und so geschieht es dann heute abend
vier sitzen auf ledernen sofas, reden über
literarisches, sprechen über die formen
die inhalte, sprechen was ihnen gefällt
was ihnen missfällt, das publikum nur
lauscht, spitzend die ohren, und ich der
autor spüre die phantasien, höre was
meine worte auslösen, höre das was
meine gedanken an strukturen in sich
bergen, höre dass das was ich verfasst
geschrieben gut und qualitäten, dass
ich die leidenschaft als potenzial, dass
leidenschaftlich meine worte, auch
wenn ich nur in der allerletzten reihe
sitze an einem abend in einer zeit die
mir nicht leidenschaftlich, die nur
mehr alltag und emotionslos gefasst
die erfolgreich doch nicht lebendig ist

wenn es keine anderen themen mehr gibt
nichts über die dinge die menschen
betreffen zu sagen gibt, dann sind sie zur
stelle die popkulturellen konsumjunkies
die trendforscher der moden ohne es zu
wissen, auf der suche nach den nischen
der avantgarde, dem unterground, auf
konsumtrips um bücher, konzerte, platten
alles, jegliche regung, jegliche ejakulation
zu behandeln, zu besprechen, um wichtig
zu sein, um sich wichtig zu fühlen, um
sich auszukennen was so läuft, doch
dabei gar nicht, überhaupt nicht merken
was tatsächlich abgeht, was ihnen abgeht
was ihnen den popkulturellen konsumjunkies
eigentlich abgeht ist tiefgang hinter
ihrer oberflächenfassade

vor augen das ziel und aller anfang
ist schwer, schwerstens, doch hoffe
ich, dass er hiermit geglückt, dass
der fluss mich forttreibt und mich
süchtig macht eine beschäftigung
die tag für tag ausgeführt das ziel
erreichbar machen soll, den weg
verkürzen, die aufgabe erleichtern
die unbekannten gänge und räume
entdecken und erleuchten soll bis
der erste gipfel erklommen und die
aussicht endlich genossen werden
kann, ungetrübt, leicht und frei